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Sanierung "Kasernenstuben"

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Das freistehende Fachwerkhaus ist Teil einer noch intakten städtebaulichen Anlage aus der Zeit vor dem Stadtbrand in Neuruppin im Jahr 1787. Die im streng geometrischen Raster angeordneten Kasernenstuben wurden unter Kronprinz Friedrich (König Friedrich II.) als Unterkunft für Offiziere und verheiratete Soldaten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Klosterkirche errichtet. Nach preußischem Recht waren Neuruppiner Bürger zur Unterbringung jeweils eines Soldaten verpflichtet. Aus den dadurch einhergehenden Belastungen für die Neuruppiner entstand die Idee, sich dieser Pflicht durch Bereitstellung von Wohnungen zu entledigen. Somit können die Kasernenstuben wahrscheinlich als älteste Eigentumswohnungen Brandenburgs gelten.

Der ursprüngliche Grundriss des streng symmetrisch und siebenachsig angelegten Baukörpers bestand aus vier Zweizimmerwohnungen je Geschoss. Je Wohneinheit ist eine offene Feuerstelle im Treppenraum vorhanden, deren Bodenbelag durch Ziegelböden im Neuruppiner Klosterformat gekennzeichnet ist. Die Fachwerkfassade, die zu Beginn der Sanierung vollflächig verputzt war, hatte im ursprünglichen Zustand bündig vermauertes Sichtmauerwerk, das mit den Holzbalken mit Kaseinfarbe überschlämmt war. Das äußere Fachwerk war durch Baumängel und starke Schwammbildung fast vollkommen zerstört. Nach vollständiger Entkernung und Fundamentunterfangung wurden ca. 30% der Bestandshölzer erhalten und durch zimmermannsmäßige Konstruktionen unter Verwendung von Althölzern ergänzt. Die inneren Lehmziegelwände konnten fast vollständig erhalten werden. Die neue Ausmauerung der Gefache erfolgte mit Glindower Handstrichziegeln. Von den ursprünglichen, fassadenbündig eingesetzten Kreuzstockfenstern waren lediglich noch zwei Originale vorhanden. Nach deren Profilabmessungen wurden sämtliche Kreuzstockfenster als Kastendoppelfenster entwickelt. Die innere Treppenanlage, Eingangs- und Wohnungstüren, sowie die Ofentüren im Hausflur wurden restauriert. Auf der Straßenseite erhielt die mittige Eingangstür eine neue, dreiläufige Freitreppe nach ursprünglichen Proportionen des Straßenprofils.

Im Erdgeschoss entstanden durch Zusammenlegung jeweils zweier Wohnungen großzügige Dreizimmerwohnungen mit vorgelagerten Terrassen im Hofbereich. Drei Zweizimmerwohnungen erhielten nach Kernsanierung Küchenzeilen und Bäder. Eine ehemalige Zweizimmerwohnung wurde mit dem neu hergestellten Dachgeschossausbau durch eine Wendeltreppe verbunden. Durch Verglasung der Gefache in den Giebeln konnte auf Dachflächenfenster verzichtet werden, die die Aufsicht der Dachfläche vom Turm der Klosterkirche her beeinträchtigt hätten.

Für das Ensemble, bestehend aus sechs Kasernenstubenbauten, wurde exemplarisch für die anderen Blöcke ein Gestaltungskonzept für die Blockinnenbereiche entworfen und umgesetzt. Einheitliche Abstellhäuser unterstützen nun den städtebaulichen Zusammenhang der Anlage.

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